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Ehrengarde
Starr blickte sie zur Stadt, die Gruppe im Rücken, Mula grasend neben sich.
Seit der Barrikade und des Todes des jungen Arztes Will lag eine bleierne Schwere über ihnen allen. Natürlich hat es wieder Jemanden getroffen, der wichtig gewesen war, der einen Beitrag geleistet hat. Wenn die faulen Säcke wegsterben würden, wäre das ja alles kein Problem, aber so...
Es hätte diese heuchlerische, nervende Kerosin sein sollen, die ihre Hilfe angeboten hatte und dann nichts, rein nichts getan hat, außer sich an Hju ranzuschmeißen. Aber würde sie das ansprechen, würde sie garantiert wieder Gegenwind kassieren. Der Anführer schien zwar nicht begeistert von ihr, aber das musste noch lange nichts heißen. Wenn das noch lange so weiterging, würde sie Amok laufen und ihr war noch nicht klar, wer von beiden zuerst dran glauben würde.
Viel schlimmer wog für sie, Haile die Tage immer an der Vorhut auf ihrem neuen Rappen reiten zu sehen. Mit Blut erkauft, dem Blut des Mannes, den sie dafür getötet hatte. An sich vernünftig, der Typ war offensichtlich eine Gefahr gewesen und einen reitbaren Untersatz zu haben, konnte nie schaden. Aber etwas stieß ihr mehr als sauer auf. Die Schnipselbotschaften waren für sie absolut idiotisch gewesen, doch für die Teenagerin hatten sie irgendeine tiefere Bedeutung gehabt. Und der Typ hatte diese blonden Haare gehabt... da war etwas zwischen den beiden gewesen, was sich die Latina vielleicht garnicht ausmalen sollte.
Denn sie musste sich etwas eingestehen.
Sie hatte den einen, entscheidenden Fehler gemacht.
Haile war Léo wichtig geworden. Ihr war nicht egal, was das Mädchen tat oder dachte.
Genau wie bei Evi. Und Hju, trotz oder gerade wegen Kerosin.
Selbst Jegor, Jack und Mary waren ihr zumindest nicht vollkommen egal.
Das waren viel zu viele Menschen.
"Wenn auch nur irgendwer daran denkt, nicht erst unsere Freunde zu retten...!", hörte sie Eryn hinter sich sagen.
Eure Freunde. Nicht meine. Eure Familien, nicht meine.
"...!"
Meine...“Freunde“, meine „Familie“ waren wenn dann in dieser Gruppe hier. Und verdammt, sie würde sie „retten“, indem sie ihnen nicht einem unnötigen Risiko aussetzte, wahrscheinlich sowieso schon tote Leute zur Hilfe zu eilen.
Léo umfasste den Zahn des Zombrillas, den sie sich nun mit einem kleinen Loch an ihrer Kette eingefädelt hatte.
Ausgerechnet die Stimme des Russen erhob sich nun: "Ich. Ich bin dagegen.
"Ich bin dagegen. Es ist zu gefährlich für unsere Mission, zu knapp bis die Horde uns Weg abschneidet. Die Menschen, die wir lieben werden sterben, damit so viele andere Menschen überleben können. Wir müssen erfolgreich sein, und wenn es unser letzte Atemzug und den unsere Freunde bedeutet. Es gibt keine andere Weg. Rettung der Welt... Rettung der Welt hat oberste Prioriät, versteht doch. Ich bitte euch, wie eurer Kamerad, der mit euch allen durch Feuer ging, seid vernünftig. Wenn wir sie nicht retten, dann wir sie immer noch rächen. Aber Adam. Danach wird es keine zweite Chance mehr geben. Keine mildernden Umstände."
Danke, eine Stimme der Vernunft. Es war hart, aber wahr.
"Jegor hat Recht.", meinte sie halblaut, ohne zu wissen, ob es Jemand hörte.
Dann brandeten ausgerechnet Guapo und Evi mit Reden dagegen auf und schloßen mit einem:
"Für Hope!"
Diese Ironie.
"Für die Hoffnung?", hob Léo nun deutlicher zu vernehmen an und drehte sich um.
"Adam ist unsere Hoffnung, die Hoffnung aller. Wir sind die Hoffnung, denn wir bringen Adam dahin, wo er hin soll. Und die meisten von euch halten nicht viel von mir, aber Eryn hat Recht: Ich lasse nicht zu, dass die Leute, die mir wichtig sind, verdammt werden. Und das werden sie, wenn sie zu den wahrscheinlich eh schon toten Überresten Shengs Hopes gehen. Ihr denkt vielleicht, dass ich mich „nicht integriere und helfe“, aber im Gegensatz zu so manch anderem hier habe ich jedes Mal meinen Arsch riskiert, um euch zu retten und zu helfen, und das nicht mehr nur für die Mission, sondern wegen den paar unter euch, die mir was bedeuten.“
Ihre Augen flackerten.
"Also nein, ihr seid meine Hoffnung, verdammter Scheiß. Und diese Hoffnung wird sich nicht einfach das Klo runter spülen, indem sie sich an eine falsche Hoffnung hängt...“
Geändert von Mephista (17.10.2015 um 14:50 Uhr)
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